Der Fluch des Khan by Clive Cussler

Der Fluch des Khan by Clive Cussler

Autor:Clive Cussler
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-03-07T10:20:26+00:00


Erschütterungen

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Mit starrem Blick beäugte der blau getüpfelte Barsch die große Gestalt, die auf ihn

zuschwamm. Für einen Hai bewegte sie sich zu langsam, und für einen Delfin war die neonblaue Haut zu glänzend. Außerdem hatte sie statt des Schwanzes zwei sonderbare gelbe Anhängsel, mit denen sie sich vorantrieb. Nachdem er zu dem Schluss gekommen war, dass die Gestalt weder Freund noch Feind war, wich ihr der Barsch aus und verzog sich zur Nahrungssuche in einen anderen Teil des Riffs.

Summer Pitt beachtete den großen Fisch kaum, der ins weite Blau davonschoss. Sie konzentrierte sich auf eine gelbe Nylonleine, die sich über den Meeresboden zog, und folgte ihr wie einer Spur Brotkrumen. Geschmeidig und mit ruhigen Flossenschlägen bewegte sie sich eine bis anderthalb Armeslängen über den knorrigen Spitzen der Korallen durch das Wasser. Sie hielt eine Videokamera in den Händen, mit der sie die farbenprächtige Rifflandschaft zu beiden Seiten der gelben Leine filmte. Summer nahm an einem NUMA-Projekt teil, bei dem es darum ging, den Zustand der Korallenriffe vor den Hawaii-Inseln zu untersuchen. Ablagerungen, Überfischung und eine durch Verschmutzung und globale Erwärmung verursachte Algenblüte hatten weltweit zu einem langsamen, aber steten Niedergang der Korallenriffe geführt. Zwar waren die Riffe vor Hawaii bislang weitestgehend verschont geblieben, doch es gab keine Gewähr dafür, dass sie langfristig nicht ebenfalls vom Ausblei

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chen und anschließenden Massensterben betroffen werden würden, das man bereits vor Australien, Okinawa und der mikronesischen Inselwelt beobachtet hatte. Durch ständiges Überwachen der Riffe konnte man feststellen, inwieweit der Mensch zu dieser Schädigung beitrug, und die entsprechenden Gegenmaßnahmen treffen. Die Vorgehensweise war denkbar einfach. Man verglich aktuelle Videoaufnahmen des Riffs mit den Bildern, die Monate oder Jahre zuvor an gleicher Stelle gemacht worden waren. Durch eine Zählung der Fische sowie des Benthos, also der Tier- und Pflanzenwelt am Meeresboden, konnte man sich einen Eindruck vom momentanen Zustand dieses Riffs und Dutzender anderer verschaffen, die im Zuge des NUMA-Projekts untersucht wurden.

Mit trägen Flossenschlägen schwamm Summer an der Leine entlang bis zu deren Endpunkt in einer Sandrinne, wo ein Edelstahlbolzen in den Meeresboden getrieben worden war. An dem Bolzen hing eine mit Fettstift gekennzeichnete Plastikkarte. Summer drehte die Karte zum Objektiv, filmte die Leine und die Markierung und schaltete die Kamera aus. Als sie die Plakette losließ, fiel ihr in einer Höhlung, die durch angeschwemmten Sand entstanden war, etwas auf. Mit ein paar raschen Scherenschlägen ihrer gelben Flossen glitt sie über eine Reihe kleiner Felsen hinweg, zwischen denen ein Oktopus herumstromerte, der seinen Leib aufblähte, indem er Wasser in die Mantelhöhle einsog, das er durch den Siphon wieder ausstieß und sich auf diese Weise fortbewegte. Summer beobachtete das intelligente wirbellose Tier, während es seine Farbe veränderte und fast durchsichtig wurde, bevor es zum Riff davonschwamm. Als sie zu den Felsen zurückblickte, bemerkte sie einen kleinen, rundlichen Gegenstand, der aus dem Sand ragte. Ein winziges Gesicht schien sie anzulächeln, als wäre es froh, entdeckt zu werden. Summer wedelte eine dünne Sandschicht weg, hob den Gegenstand auf und hielt ihn vor ihre Tauchbrille. Es war eine kleine Porzellanfigur, eine junge



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